Im Interview: „jp.agrar“ bzw. Jonas Petersen
„Jeder Betrieb sollte auf Instagram sichtbar sein. Offenheit schafft Vertrauen.“
jp.agrar im Gespräch: Zukunft, Technik, Sichtbarkeit
Jonas Petersen ist vielen unter dem Namen „jp.agrar“ auf YouTube und Instagram bekannt. Was zunächst mit Fotos von Treckern und Maisernten begann, entwickelte sich schnell zu einer festen Größe in der Agrarszene. Heute produziert er Videos für eine wachsende Community und hat sich ein zweites Standbein im Bereich Agrarmarketing aufgebaut. Im Interview spricht er über seinen Werdegang und die Chancen für die nächste Generation in der Landwirtschaft.
Jonas, viele kennen dich als „jp.agrar“ von YouTube und Instagram. Wie würdest du dich selbst beschreiben?

Ich sehe mich als Sprachrohr für viele landwirtschaftliche Betriebe weltweit – egal ob in Kanada, den USA oder Europa. Mir geht es darum, authentische Einblicke in den Alltag der Landwirtschaft zu geben und Landtechnik erlebbar zu machen. Gleichzeitig möchte ich zeigen, wie vielfältig und unternehmerisch die Branche ist.
Was hat dich dazu gebracht, landwirtschaftliche Inhalte online zu teilen?
Ich bin gar nicht klassisch in der Landwirtschaft aufgewachsen, meine Familie kommt aus Dithmarschen, wir hatten nur einen kleinen Resthof mit zwei Treckern, Ziegen, Hühnern, Pferden und Gänsen. Über Nebenjobs hatte ich früh Kontakt zu größeren Betrieben. Eigentlich wollte ich Landmaschinenschlosser lernen, habe dann aber eine Ausbildung im Wasserbau gemacht. Nebenbei habe ich immer mehr fotografiert: erst Landschaften, dann Trecker, schließlich fast nur noch Maisernte. Ab 2020 wurde es professioneller: ich kaufte die erste Spiegelreflex und bekam auf Instagram eine wachsende Reichweite. Ende 2020 hatte ich schon 30–40.000 Follower, gründete ein Kleingewerbe, machte mich dann aber schnell komplett selbstständig und übernahm das Social-Media-Management für ein Lohnunternehmen. Heute ist Marketing mein Haupteinnahmebereich, YouTube ist mein Fokus, Instagram läuft nebenher. Und ich habe sogar seit diesem Jahr einen Mitarbeiter für den Videoschnitt.
Was sind deine wichtigsten Plattformen und wie ist die Zielgruppe?
Meine Zielgruppe ist sehr durchmischt. Auf YouTube erreiche ich sämtliche verschiedene Personen: vom Landwirtschaft-Interessierten, über die Fahrer der Maschinen bis hin zum Betriebsleiter. Auf Instagram sind es auch hauptsächlich Leute aus der Branche, aber in der Regel ist hier ein jüngeres Publikum vertreten.
Auf YouTube möchte ich vor allem professionell informieren und selbst Informationen bekommen, deshalb ist dies für mich auch die wichtigste Plattform. Bei Instagram bespiele ich meinen Account sowie die der Kunden, ansonsten nutze ich die App sehr wenig. Auf Facebook oder TikTok poste ich zwar auch, aber konsumiere selbst keinen Content, da mir hier der Mehrwert für mich fehlt.
Welche Entwicklungen in der Landtechnik findest du aktuell besonders spannend?
Vor allem den Smart-Farming-Bereich und autonome Technik. Gerade im Osten Deutschlands ist das Thema groß, weil es immer schwieriger wird, Mitarbeiter zu finden. Spannend finde ich auch Lösungen, die sich nachrüsten lassen, also Systeme, die auf ältere Schlepper integriert werden können.
Welchen Stellenwert haben Dokumentation und Betriebsmanagement-Software für deine Kunden?
Einen immer größeren. Es gibt schon Lohnunternehmer, die sagen, dass sie ohne AGRARMONITOR gar nicht mehr arbeiten könnten. Arbeitszeiterfassung, Flottenmanagement, Qualitätstests: Gerade bei Großbetrieben wird vieles direkt digital dokumentiert und anschließend ausgewertet.

„Es gibt schon Lohnunternehmer, die sagen, dass sie ohne AGRARMONITOR gar nicht mehr arbeiten könnten. Arbeitszeiterfassung, Flottenmanagement, Qualitätstests: Gerade bei Großbetrieben wird vieles direkt digital dokumentiert und anschließend ausgewertet.“ Jonas Petersen
Welche Dienstleistungen von Lohnunternehmern werden deiner Meinung nach in Zukunft noch wichtiger?
Ich schätze, die Komplettbewirtschaftung. Viele Betriebe im Osten setzen schon heute stark darauf und ich glaube, das wird in Zukunft noch relevanter.
Welche Herausforderungen siehst du aktuell für Lohnunternehmer und Landwirte?
Ganz klar: der Fachkräftemangel. Dazu kommen politische Themen, zum Beispiel rund um Biogas. Es fehlt an Planungssicherheit, viele Betriebe sind vorsichtig. Einige Lohnunternehmen kaufen gerade viel dazu, Landwirte eher weniger. Viele setzen auf verschiedene Standbeine. Auch Milchviehbetriebe, denen es aktuell gut geht. Keiner wiegt sich mehr in Sicherheit. Ich sehe z.B. immer mehr Direktvermarktung, die höchst professionell betrieben wird.

Wo siehst du Chancen für die nächste Generation in der Landwirtschaft?
Das Höfesterben wird leider nicht aufhören, eher werden die Betriebe größer, denke ich. Gleichzeitig sind junge Landwirte heute extrem gut informiert und unternehmerisch unterwegs. Sie bauen sich zusätzliche Standbeine auf: von Direktvermarktung bis zu Social Media. Landwirtschaft ist kein „stumpfer Beruf“, sondern Unternehmertum.
Das bedeutet auch für dich weiterhin spannenden Content in Zukunft. Welche Ziele hast du in den nächsten Jahren?
Ich möchte YouTube weiter ausbauen, auch mehr internationale Betriebe zeigen. Außerdem arbeite ich gerade an einer eigenen Marke im Bereich Kleidung.
Hast du noch einen Tipp für Betriebe, die online aktiver werden wollen?
Jeder Betrieb sollte heute auf Instagram vertreten sein, das geht ganz einfach mit dem Smartphone. Ein junger Angestellter oder ein Juniorchef kann das oft nebenbei übernehmen. Wichtig ist, regelmäßig zu posten, zwei bis drei Mal pro Woche. Zeigt euch, erklärt, warum ihr etwas macht. Storys, Reels, kurze Einblicke. Offenheit schafft Vertrauen, und Aufklärung bringt die Branche weiter.
Wir bedanken uns bei Jonas für das spannende Interview. Weitere Informationen über Jonas finden Sie auf seinem YouTube @JPAgrar und Instagram @jp.agrar Kanal.